Heinrich von Kleist, Das Käthchen von Heilbronn - Inhaltsangabe (1967)
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Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe
Ein großes historisches Ritterschauspiel in 5 Akten von Heinrich von Kleist
Personen: Kaiser; Gebhardt, Erzbischof von Worms; Friedrich Wetter, Graf vom Strahl; Gräfin Helena, seine Mutter; Eleonore, ihre Nichte; Ritter Flammberg, des Grafen Vasall; Gottschalk, sein Knecht; Brigitte, Haushälterin im gräflichen Schloß; Kunigunde von Thurneck; Rosalie, ihre Kammerzofe; Theobald Friedeborn, Waffenschmied aus Heilbronn; Käthchen, seine Tochter; Gottfried Friedeborn, ihr Bräutigam; Maximilian, Burggraf von Freiburg; Georg von Waldstätten, sein Freund; Ritter Schauermann und Ritter Wetzlaff, seine Vasallen; der Rheingraf vom Stein, Verlobter Kunigundes; Friedrich von Herrnstadt und Eginhardt von der Wart, seine Freunde; Graf Otto von der Flühe, Wenzel von Naihtheim, Hans von Bärenklau; Räte des Kaisers und Richter des heimlichen Gerichts; Jakob Pech, ein Gastwirt; drei Herren von Thurneck; Kunigundes alte Tanten; ein Köhlerjunge; ein Nachtwächter; mehrere Ritter; ein Herold; zwei Köhler; Bediente; Boten; Häscher; Knechte und Volk
Ort: Schwaben
Zeit: Mittelalter
Uraufführung: 17. März 1810 in Wien
Seitdem Käthchen, die Tochter des Waffenschmieds Friedeborn, eines Tages den edlen Ritter Graf vom Strahl in der Werkstatt ihres Vaters gesehen hat, ist es um sie geschehen. Einem seltsamen Zwang gehorchend, folgt sie ihm ständig auf Schritt und Tritt. Der alte Friedeborn verklagt den Ritter beim Femegericht wegen zauberischer Entführung seiner Tochter, doch die Richter müssen auf Freispruch erkennen und dem Angeklagten nahelegen, Käthchen zur Rückkehr ins Vaterhaus zu bewegen. Tatsächlich ist der Graf innig in das unschuldige Mädchen verliebt, darf es aber aus Standesrücksichten nicht zum Weibe begehren. Seit langem liegt er mit Kunigunde von Thurneck in Fehde. Während einer Gewitternacht entdeckt er sie in einer Köhlerhütte, wohin ihr ehemaliger Verlobter, der Burggraf von Freiburg, sie verschleppt hat. Strahl befreit sie und läßt sie auf sein Schloß bringen. Da wandelt sich ihr Haß in Liebe zu dem Retter. Der Graf, dem einst im Traum eine Kaisertochter verheißen wurde, glaubt sie in Kunigunde gefunden zu haben. Unterdessen bereitet der jetzige Verlobte Kunigundes, der Rheingraf vom Stein, ein Attentat auf ihr Schloß vor. Das erfährt Käthchen, und sie eilt zu Kunigunde und Strahl, um beide zu warnen. Aber die Tat gelingt, das Schloß steht in Flammen, und die eifersüchtige Kunigunde schickt Käthchen ins Feuer, um einen Wertgegenstand herauszuholen. Doch wie von Himmelsmächten behütet, entsteigt Käthchen unversehrt den Trümmern. Unter einem Holderbusch auf seinem eigenen Schloß findet Strahl das Mädchen in tiefem Schlaf. Aber sie bewegt die Lippen und antwortet gar auf Fragen. So erfährt er, daß sie ihm nur folge, weil sie einer Verkündigung gehorche, denn er sei ihr als ihr zukünftiger Gemahl im Traum erschienen. Jetzt ist der Ritter überzeugt, daß Käthchen die Tochter des Kaisers ist.
Der weist das Ansinnen empört zurück und läßt ein Gottesgericht entscheiden. Strahl geht als Sieger daraus hervor, und jetzt erklärt der Kaiser den wahren Zusammenhang: Käthchen ist wirklich seine leibliche Tochter, und der Graf darf sie nun "im kaiserlichen Brautschmuck" heimführen.
Aus: Arpe, Verner: Knaurs Schauspielführer. Eine Geschichte des Dramas. Völlig neu bearb. München, Zürich: Droemer Knaur 1976. © by Droemer Knaur Verlag. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags