Heinrich von Kleist, Der zerbrochne Krug - Inhaltsangabe

840 Wörter, 5.240 Anschläge


Das Stück wird eröffnet durch einen Dialog zwischen dem niederländischen Dorfrichter Adam und dem Schreiber Licht. Der Richter ist dabei sich eine Wunde am Bein zu verbinden und erzählt dem Schreiber, wie er durch einen Sturz zu dieser Wunde gekommen sei. Schreiber Licht fragt, ob der Richter über seinen Klumpfuß zu Fall gekommen ist. Richter Adam verneint, darauf interessiert sich Licht für die Wunden am Kopf des Richters. Nun folgt die Geschichte des Sturzes. Anschließend nennt Schreiber Licht den Grund für sein Kommen, er habe erfahren, dass der Gerichtsrat Walter, der Revisor, bereits auf dem Weg in das Dorf sei, um den Richter zu besuchen. Adam, nicht erfreut über diese Nachricht, beginnt hektisch sich anzuziehen, ruft seine Mägde, lässt nach seiner Perücke suchen und mitten in seiner Ankleideprozedur fällt ihm ein, dass er am heutigen Tag Gericht halten muss. Schreiber Licht informiert ihn, dass die Kläger bereits vor dem Gerichtssaal warten. Die Magd kommt herein, erklärt, dass sie die Perücke nicht finden kann, und erinnert sich daran, dass der Richter letzte Nacht ohne Perücke nach Hause gekommen ist. Dem Schreiber erzählt Adam, dass seine erste Perücke in Utrecht beim Perückenmacher zur Reparatur sei, in die zweite aber habe die Katze gejungt, er habe das heute Morgen erst entdeckt.

[4.Auftritt] Der Gerichtsrat Walter kommt in diesem ungünstigen Moment hinzu und erfährt, dass der Richter ohne Perücke und mit Wunden am Kopf dasteht, aber die Kläger und Beklagten bereits auf sein Erscheinen warten. Walter entscheidet, dass der Richter ohne Perücke Gerichtstag halten solle und dass er dem Gericht beiwohnen werde, um einen Eindruck von der Rechtssprechung in Huisum zu erhalten.

[6./7.Auftritt] Alle betreten den Gerichtsaal, Richter Adam besieht sich die Umstehenden und beginnt zielstrebig ein Gespräch mit Eve, der das sichtlich unangenehm ist. Er sagt ihr, er habe ein Attest bei sich und müsse nur noch Ruprechts Namen eintragen. Hier greift Gerichtsrat Walter ein und fordert Adam auf nicht vor Prozessbeginn heimliche Gespräche mit einer der Parteien zu führen. Richter Adam stellt fest, wer die Anwesenden sind, fragt nach Kläger und Beklagtem. Frau Marthe Rull ist die Anklägerin, sie bezichtigt Ruprecht Veit letzte Nacht ihren Krug zerbrochen zu haben. Sie erzählt den Hergang der Tat. Richter Adam zeigt sich geneigt Frau Marthe Recht zu geben, da greift Gerichtsrat Walter empört in das Geschehen ein, indem er Richter Adam unterstellt, er schiebe die Schuld absichtlich dem Ruprecht zu, ohne den Fall genaustens zu untersuchen. Wiederwillig ruft Richter Adam, unter dem Druck des Gerichtsrats, Ruprecht auf seine Version des Abends zu schildern.

Ruprecht erzählt, dass, als er am Garten ankam, Eve mit einem anderen Mann sprach und dann ins Haus ging. Ruprecht erinnerte sich an den Flickschuster Lebrecht, der Eve nachstellte, und brach in ihre Kammer ein, dabei sei der Krug zerbrochen und ein Mann, der gewiss der Lebrecht gewesen sei, sei aus dem Fenster gesprungen, er habe diesem zwei Schläge an den Kopf mit der Türklinge beibringen können, doch dann sei dieser verschwunden.

[9. Auftritt] Als Eve ihre Version erzählen soll, erzürnt sie sich darüber, dass Ruprecht ihr nicht vertraut hat, als sie mit einem anderen Mann in das Haus gegangen ist, und beteuert, dass er den Krug nicht zerbrochen habe. Richter Adam folgert daraus, dass Lebrecht der Täter ist. Da wirft Licht ein, dass Lebrecht in Utrecht sei, und Ruprecht kann das bestätigen. Frau Marthe sieht sich ohne Täter und führt an, dass Sie einen weiteren Zeugen habe.

[11. Auftritt] Schreiber Licht wird geschickt Frau Brigitte zu holen. Als sie in den Gerichtssaal kommt, hält sie eine Perücke in der Hand. Diese Perücke wurde von Frau Brigitte im Weinspalier unter Eves Kammer gefunden. Richter Adam identifiziert sie als seine. Frau Brigitte fährt fort, dass sie letzte Nacht aus dem Garten der Rulls einen kahlköpfigen Mann mit einem Pferdefuß vom Grundstück fliehen sah und, dass es nach Pech und Schwefel roch. Heute habe sie unter dem Fenster eine Spur gefunden, dieser Spur ist sie zusammen mit Schreiber Licht gefolgt. Der rechte Abdruck der Spur war ein Menschenfuß, doch der linke ein Pferdefuß. Die Spur endete am Haus des Richters und kam nirgends wieder heraus. Richter Adam erklärt, der Teufel könne wohl kaum bei Eve gewesen sein, also habe Ruprecht den Krug zerbrochen, er komme jetzt auf unbestimmte Zeit ins Gefängnis. Eve, die ihren Geliebten nicht in einem Gefängnis wissen will, gesteht, dass der Richter bei ihr gewesen sei, den Krug zerbrochen habe und aus ihrem Fenster gesprungen sei. Als Adam das aus Eves Mund vernimmt, läuft er davon und ist von niemandem zu halten.

[12./13. Auftritt] Eve fährt fort, dass der Richter ihr einen Brief zeigte, der ihren Geliebten nach Ostindien an die Front befahl, und dass er das verhindern könne, wenn sie ihm gewisse Dienste erweise. Walter ist entsetzt und erklärt, dass der Brief eine Fälschung ist. Nun sieht Eve ein, dass Adam sie belogen hat. Ruprecht ist Eve wieder gut und sie versöhnen sich. Frau Marthe will für ihren Krug einen Richterspruch und Gerichtsrat Walter empfiehlt sie nach Utrecht, den Schreiber Licht schickt er los Richter Adam einzufangen.


Autorin: Christina Paetz im Rahmen des Proseminars "Heinrich von Kleist: Drama" an der Universität Paderborn, Sommersemester 2006. Dozent: Dr. Stefan Elit