Richard Schaukal
Kleist
Den schon als Knaben rauh der Krieg berührt,
blies, Leutnant bei der Garde, im Quartette
der Kameraden ernst die Klarinette,
von wachen Träumen längst dem Dienst entführt.
Die Wissenschaft hat sich sein Drang gekürt.
Doch immer wieder klirrte ihm die Kette,
dem Stürmenden, am Knöchel. Dämon, rette,
der meiner dunkeln Seele Gluten schürt!
Auf stieg die Flamme, die, sich rasch zum Brande
verbreitend, den Entfesselten verheert.
Wie Herakles am Purpurkleide reißt,
das an ihm frißt, zerrt er an Deutschlands Schande,
das, ihn verkennend, ihm den Kranz verwehrt,
bis Zeus ihn heimholt, den Alkiden Kleist.
1914
Richard Schaukal (1874-1942)
Aus: Standbilder und Denkmünzen 1914. Der Ehernen Sonette zweite und dritte Reihe. München 1915. S. 27.
Wiederabdruck: Minde-Pouet (1927), S. 69. – Sembdner (2. Aufl. 1985), S. 59.