Willibald Klatt
Die Toten siegen.

Heinrich von Kleist! Mit lastender Wucht
Liegt dein Name mir heut in den Sinnen.
Dein Preußen in Schmach, ohne Haltung und Zucht,
Zernagt von außen und innen.
Du selber verkannt. Dein Werk verhöhnt.
So verlernte der Adler das Fliegen.
Da riefst du den Tod, der alles versöhnt;
Denn du ahntest: Die Toten siegen.

Die Toten siegen. Wir haben's geglaubt,
Als die Tausende jauchzend starben.
Wer hat uns den stolzen Glauben geraubt?
Sie, die das Volk uns verdarben.
Der Schleicher, der Hetzer, der Wucherer Schar
Verlockte die ziellose Masse;
Diese »Führer« mit schwarzem Auge und Haar
Aus fremder, gieriger Rasse.

O Preußen, du trägst ein schweres Joch,
Dein Nacken beugt sich zur Erde
In hilflosem Leid. – Und doch, und doch,
Ich ahne ein neues Werde.
O, lausche den Stimmen aus frerner Gruft,
Wo deine Getreuen liegen.
Einst wittern sie wieder Morgenluft.
Die Toten, die Toten siegen.


Aus: Konservative Monatsschrift. Berlin. November 1920. S. 86