Jens Baggesen
Die sieben und zwanzig Romantiker *).

Zweites Sonett colla coda.

Von neuern Sängern will ich Kunde sagen:
Friz Schlegel, Florenz, Loë und Ringseis
Schnurrpfeifen, statt des Mundes, mit dem Steiß;
Desgleichen Lacrimas, Lassaults, von Hagen.

Brentano, Löw', und Kleist (der letzte) jagen
Im Wettlauf um der Aftermuse Preis;
Auch Ast, mit manchem dürren Neben-Reis,
Rostorff und Görres, Narrn mit Kopf und Kragen;

Bernardi dann, und Pillegrim, und Tiek,
Rotmanner, Chissebrecht, Chamisso, Braußer,
Arnim, sammt Christian Schlosser mit Silvester,

und Er, ein Harfner, fromm wie König Pieck,
Freund Isidorus, der Sonettensauser,
Auch eine g'wisse wunderhörn'ge Schwester,

Nebst Müller stimmen all' in's Steißgequieck.
Zuletzt stiehlt Julius, der Jud', als Mauser,
Steißreime, wie, als Kind schon, Vogelnester.

                               Pseudo-Isidorus.

*) Es ist äußerst unterhaltend und lehrreich zugleich, zu sehen, wie zwei Dichter, mit gleichen Endreimen, den nehmlichen Stoff behandeln. Wir werden unsern Lesern diesen seltenen Genuß öfters schenken können. Uebrigens ist mir nicht entgangen. daß der erste den Julius vergessen habe, und daß sie beide in der Orthographie der Namen sehr von einander abweichen. Ich kann es aber nicht ändern, da ich nicht weiß, auf welcher Seite der Irrthum ist. Die zwei andern Sonette, gleicher Reime und gleiches Inhalts halte ich zurück; denn – wie gesagt – man kann des Guten zu viel haben.
                               A. d. H.


Aus: Der Karfunkel oder Klingklingel-Alamach. Ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker. Auf das Jahr der Gnade 1810. Hrsg. von Baggesen. Tübingen: Cotta 1810. S. 42