Friedrich August von Staegemann
Bei dem Tode Heinrichs von Kleist

Elisabeth, aus Deinem Abend-Kreis
Ist Einer ernst und stumm hinweggeschieden.
Die Wogen hörten auf, in ihm zu sieden;
Er sank hinunter in das Bett von Eis.

Der innern Saiten stillen Sieges-Preis
Errang er nicht, nicht seines Herzens Frieden,
Obwol der Blütenkranz der Pieriden
Um seine Lokken wehte, roth und weiß.

Wir weinen Beid'; er war der Thränen werth.
Ach, konnte nicht auch ihm ein Stern erglimmen?
Konnt' ihm ein Engel nicht die Saiten stimmen?

O Du, mein Stern, mein Engel, mein Gefährt'!
An Deiner Brust laß meine Thränen fließen!
Um ihn die bittern, ach! um mich die süßen!

Im November 1811


Friedrich August von Staegemann (1763-1840)
"Mitgeteilt von Georg Minde-Pouet" in: Erforschtes und Erlebtes aus dem alten Berlin. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Vereins für die Geschichte Berlins. Berlin 1917. S. 279-281.
Wiederabdruck: Minde-Pouet (1927), S. 6. – Sembdner (2. Aufl., 1985), S. 7.