Franz Lüdtke
Am Grabe Kleists.
Wie unten dort im Sturm der Wannsee rauscht!
Wie sich die Fluten stauen! Wie sie schwellen
Und an umschäumtem Uferrand zerschellen!
Und wie sich ern ein einsam Segel bauscht!
Die Bäume biegen sich. Und Grüße tauscht
Mit jenen Wolken, jenen grauen, schnellen,
Der tiefe See. Ihn stören nicht die Wellen,
Sein Grund ist still; so liegt er stumm und lauscht.
Und um mich peitscht der Wind auf meiner Höhe;
Die Tanne schützt mich nicht – ich steh’ … und sehe
Traumvoll den Möwen nach, den Sturmesboten.
Ich höre kaum das Wetter in den Zweigen,
Ich spüre kaum, wie sich die Stämme neigen –
Ich opf’re still im Herzen meinem Toten.
Franz Lüdtke (1882-1945)
Aus: Lüdtke, Franz: Lieder und Balladen. 1921.
In: Die Mark und Berlin im Spiegel der Dichtung. Hrsg. im Auftr. d. Pestalozzi-Vereins für d. Provinz Brandenburg u. Berlin von Gustaf Schaefer. 3. Aufl. Berlin: Oehmigke [1927]. S. 182.