Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants v. Versewitz:
Kleist’s Jrab
Prinz Friedrich Leopold hat bekanntlich das ihm gehörige Terrain mit Kleist’s Grabstätte an eine Bank verkauft, mit der Bedingung, daß die Grabstätte in keiner Weise gefährdet werden dürfe.
War mal wieder ein dolles Jeschrei!
Allen Blättern zu finden:
»Kleistens Jrabstatt jefährdet! Herbei!
Soll von der Erde verschwinden!«
Dichter zumal aus Rand un Band,
Heftig die Leyern jeschwungen:
»Schändung!« »Treuloses Vaterland! …«
Alle Phrasen erklungen.
Nich mitjesungen! Trotzdem ja Kleist
Wohl weiß zu estimieren …
Zweifelte eben, daß Wer so dreist,
Todten zu exmittiren.
Baute drauf, daß Prinz Leopold –
Wie auch nich anders zu denken –
Brandenburgs jrößten Sänger hold,
Ruhe ihm nich würde kränken.
Janz so jekommen wie jedacht.
Heute in Aller Munde!
Sei denn dem Prinzen der Dank jebracht
Für die – erwartete Kunde!
Aber für Presse Mahnungswort:
»Nich jleich Entrüstung verschwenden!«
Andermal warten oder sofort
Höhere Stelle sich wenden!
Aus: Jugend. 1905. Nr. 5. S. 1905.