Heinrich von Kleist im Fernsehen
© 2003 Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn
Wieder mal ein kostenloses Internetangebot. Diesmal von tvinfo. Wir sind dort mit den Suchfragen zu Kleist registriert und erhalten automatisch Nachricht, wenn sich Kleistisches auf der matten Scheibe zu ereignen droht. Gelegentlich auch dann, wenn es ums Kleben geht (Kleister) :-; , aber das filtern wir dann selbst heraus. Was wir finden, packen wir dann gleich mal hier auf diese Seite. Prosit - möge es nützen!
ZDFtheaterkanal, Dienstag, 1. 4. 2003, 10:25 - 11:55 Uhr
Am Morgen meines Todes
Deutschland 1986
ZDFtheaterkanal ist nur digital zu empfangen. Die Sendungen werden im Verlauf eines Monats mehrfach wiederholt.
Am 21. November 1811 starb der Dichter Heinrich von Kleist durch eigene Hand. Für den vorzeitigen Weg ins Jenseits erkor er sich eine Gefährtin aus - Henriette Vogel. Zwei Pistolenschüsse am Kleinen Wannsee bei Berlin setzten dann den erwünschten Schlusspunkt unter beider Leben. Da das Unternehmen so ungewöhnlich wie für viele ungehörig war und keine Erklärung so richtig einleuchtet, liegt hier der Beginn eines immerwährenden Kleist-Rätsels.
Immer hatte Kleist geplant. Er machte sich einen Entwurf von der Welt. Sein Leiden an ihr beginnt damit, dass sie im Sinne Kleists sich seinen höheren Wünschen verschloss. Als der Plan zum Leben misslang, wuchs der Wunsch nach planvollem Tod.
In Berlin scheiterte Kleist mit dem Projekt der 'Abendblätter' nach wenigen Ausgaben. Der 'Zerbrochne Krug' war kein Erfolg. Der 'Prinz von Homburg', mit dem der Dichter Mut zum Ungehorsam gegen Napoleon machen wollte, wurde bei Hofe kaum registriert. An Berlins Bühne regierte sein Feind Iffland.
Im Hause des Landschaftsrendanten Vogel begegnete Kleist endlich einem Wesen, das bereit war, mit ihm in die hinter den Spiegeln vermutete bessere Welt zu gehen. Es war die Frau des Hausherrn, Henriette Adolphine, religiös, überspannt und - was schwer wog - unheilbar krank.
Der Titel 'Am Morgen meines Todes' weist darauf hin, dass es sich hier ausschließlich um die Rekonstruktion der letzten Stunden am Kleinen Wannsee handelt. Der Theaterstück-Charakter dieses fragenreichen Endes wurde in der Literatur gelegentlich angesprochen. Die szenische Einlösung auf der Basis der letzten Briefe und des sogenannten Felgentreu-Berichts, erfolgt mit diesem Beitrag erst jetzt. Der Fernsehfilm verhält sich dabei so, als sei Kleists bemerkenswerter Tod sein letzter Stoff.
Dort, wo Kleist und Henriette starben, wurden sie nebeneinander begraben. Eine vielbefahrene Autostraße führt daran vorbei. Am See liegt heute ein Bootshaus. Der Grabstein trägt die Worte des 'Prinzen von Homburg': 'Nun, oh Unsterblichkeit, bist du ganz mein!' Den Namen von Henriette Vogel sucht man allerdings vergebens. . .
Schauspieler: Christoph Mossbrugger (Heinrich von Kleist)
Ilse Matheis (Henriette Vogel)
Ronald Nitschke (Friedrich Stimming)
Christel Harthaus (Friederike Stimming)
Tina Umlauf (Feilenhauer)
Hannes Kaetner (Riebisch)
Evelyn Meyka (Frau Riebisch)
Martin Rosenstiel (Peguillhin)
Reinhard von Bauer (Friedrich Vogel)
Regie: Rainer Wolffhardt
Drehbuch: Günter Gräwert
(Quelle: www.tvinfo.de, aufgerufen 27. 2. 2003)