Heinrich von Kleist im Fernsehen
© 2002 Kleist-Archiv Sembdner, Heilbronn
Wieder mal ein kostenloses Internetangebot. Diesmal von tvinfo. Wir sind dort mit den Suchfragen zu Kleist registriert und erhalten automatisch Nachricht, wenn sich Kleistisches auf der matten Scheibe zu ereignen droht. Gelegentlich auch dann, wenn es ums Kleben geht (Kleister) :-; , aber das filtern wir dann selbst heraus. Was wir finden, packen wir dann gleich mal hier auf diese Seite. Prosit - möge es nützen!
ZDF Theaterkanal, Donnerstag, 2. 5. 2002, 10:55 - 13:00 Uhr (Wiederholungen: 14. 5., 10:55; 19.05., 10:55; 24. 5., 10:55; 29. 5., 10:55 Uhr)
Held und Antiheld
Deutschland 1988
Petra Haffter verglich 1988 Goethes 'Egmont' und 'Prinz Friedrich von Homburg' von Kleist anhand zweier aktueller Inszenierungen miteinander. Zwei historische Heidenfiguren, an denen Grenzen und Fragwürdigkeit des Heidentums gezeigt wurden. Graf Egmont war in der Frankfurter Inszenierung von Dietrich Hilsdorf ein selbstherrlicher, blasierter Lackaffe. Nur das Volk und die Masse der Soldaten schwärmen von ihm und verherrlichen ihn als Helden. Dabei überlässt er die Politik eher seinen Gegnern und unterhält sich lieber mit seinem Lieblingsspielzeug, einem überdimensionierten Pferd, das ihm schon bei Lebzeiten als Denkmal dient. Dagegen zeigte Jaroslav Chundela in seiner Wiesbadener Inszenierung 'Prinz Friedrich von Homburg' die Geschichte des privaten Menschen Homburg, der sich vergeblich müht, Menschlichkeit und Glück zu erfahren. Homburg zieht aus, um er selbst zu sein und gerät dabei in die Maschinerie des Staates und seiner Gesetze. Zuletzt ereilt ihn, der auf seine Erschießung wartet, die Gnade des Fürsten. Dann sitzt er als Häufchen Elend ohnmächtig im Staub und flüstert Kleists patriotisches Schluss-Fanal 'In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!' Dieser Homburg sagt den Satz resigniert als Stoßseufzer zu sich selbst und er meint auch sich selbst damit: Er, der sich gegen Brandenburg selbst verwirklichen wollte, findet sich wieder in Staub und Dreck. Die Filmemacherin Petra Haffter stellte die beiden gegensätzlichen Aufführungen in Szenenausschnitten heraus und verband sie durch Kommentare des jeweiligen Regisseurs. So wurden die Unterschiede in der Konzeption und die Mittel der Vergegenwärtigung deutlich, womit Theaterleute aktuelle Fragen an die alten klassischen Texte richten.
(Quelle: www.tvinfo.de, aufgerufen 3. 4. 2002)